„Nix Peinliches!!!“ Unter diesem Motto begannen im März die Planungen für Gerits Junggesellenabschied, und die drei großen B eines derartigen Ereignisses (Bollerwagen, Brautkleid, Bauchladen) waren damit direkt schon mal außen vor. Da Gerit allerdings bekanntermaßen kein Kind von Traurigkeit und auch sonst für jeden Spaß zu haben ist, war die Lösung schnell gefunden: Paintball! Das hatte noch keiner der Beteiligten jemals gespielt, aber wir waren uns ziemlich sicher, dass der Junggeselle an solch einem Quatsch einen Riesenspaß haben würde. Sebastian organisierte die ganze Angelegenheit, und am 01. Juni zog eine lustige Truppe, bestehend aus Rasmus, Andreas, Philipp, Matthias, jeweils zwei Mal Martin und Sebastian und natürlich Gerit zur Paintballhalle in Monheim. Dort angekommen gab es schon den ersten Anlass zur allgemeinen Erheiterung: Die Informationstafel am Eingang der Paintballhalle. Dort stand zu lesen, dass sich die Betreiber der Paintballhalle von jeglicher Form der Kriegsspielerei und Gewaltverherrlichung distanzieren. Deshalb wird beim Paintball auch nicht „geschossen“, sondern „markiert“, und entsprechend ist das Gerät auch keine „Waffe“, sondern ein „Markierer“! Die Klarstellung wäre vielleicht ein bisschen überzeugender gewesen, hätte man nicht im Hintergrund permanent wild herumballernde Gestalten in Sturmhauben herumlaufen sehen, untermalt von lauten Schuss… pardon, Markiergeräuschen. Wie dem auch sei: Wir begaben uns voller Elan ans Werk, zogen älteste Drecksklamotten an und ließen uns vom Sicherheitsbeauftragten der Paintballhalle instruieren. An Hand der sonstigen anwesenden Kundschaft stellte sich schnell heraus, dass diese ehrwürdige Institution offensichtlich hauptsächlich von drei Zielgruppen frequentiert wird: 1) Junggesellenabschiede (hierfür konnte man sogar eigens Hasen- oder Hühnerkostüme für die Hauptperson kaufen); 2) blasse Computernerds, die einmal im Monat die digitale Knarre gegen den analogen Markierer tauschen und 3) die albanische Mafia (man muss ja schließlich irgendwo trainieren). Nach dem Erwerb einer abstrus hohen Anzahl an Paintballs begaben wir uns dann auf das erste Feld und machten kurz darauf erstmals unmittelbare Bekanntschaft mit Farbkugeln, die mit 200 bar und 250 Stundenkilometern auf viel zu wenig geschützten Körpern zerplatzen. Gelbe Flecken auf den Klamotten, blaue darunter – dem Spaß tat das keinen Abbruch. Wir waren uns zwar alle einig, dass jeder, der so was regelmäßig spielt, offensichtlich schon zu viele Paintballs gegen den Kopf gekriegt hat, aber für einen Nachmittag war das Ganze eine sehr unterhaltsame Angelegenheit. Nicht zuletzt deshalb, weil wir auch andere Gruppen beobachten konnten: Da gab es hochspezialisiertes Gerät (doppelter Abzug), regelrechte Turniere und schmerzresistente Gestalten in kurzen Hosen. Nach rund vier Stunden waren Kugeln und Motivation aufgebraucht und wir zogen weiter Richtung Düsseldorfer Innenstadt, um dort zum gemütlichen Teil des Tages überzugehen. Nach der anstrengenden Markiererei brauchten allerdings alle Beteiligten erst mal eine anständige Nahrungsgrundlage, sonst wäre der Abend wohl schnell zu Ende gewesen. Also auf zu einer Nobel-Currywurstbude (ja, so was gibt es!) am Medienhafen. Normal, pikant oder fruchtig – hier gab es Currywurst für jeden Geschmack, mit Pommes und Soßenvariationen. Dermaßen gestärkt ging es dann weiter zur Kneipentour. Um das Risiko einer gefährlichen Dehydration auf dem Weg zur Bolkerstraße zu minimieren, machten wir unterwegs noch bei einer Trinkhalle Station. |
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Dann ging es erst mal zum Uerige, einer alteingesessenen Altbier-Brauerei. Andreas erzählte, woher dieses Haus seinen Namen hat: „Uerig“ bedeutet so viel wie „griesgrämig“ oder „schlecht gelaunt“ und bezog sich dereinst wohl auf den Gründer der Brauerei. Kein Wunder: Wahrscheinlich hatte der Gute einfach zu oft sein eigenes Erzeugnis getrunken. Wenn jemals eine Auszeichnung für das bitterste Bier der Welt vergeben wird, steht dieses Gebräu mit Sicherheit ganz oben auf dem Treppchen. Leider war der Abend recht frisch, deshalb zogen wir bald weiter, begleitet von einer ganzen Anzahl anderer Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede, deren Opfer nun wirklich nicht zu beneiden waren: Die Fußballmannschaft mit „Endspiel“-Trikots gehörte definitiv noch zu den harmloseren Streichen, die menschliche Music Box war da schon ärmer dran und die lebende Torwand konnte wahrscheinlich froh sein, wenn der Abend nicht in der Notaufnahme endete. Dementsprechend bedankte sich Gerit auch ungefähr tausendmal dafür, dass derartige Kelche an ihm vorüber gegangen waren. Mit anderen Trinkgefäßen hingegen machte er durchaus Bekanntschaft: Mit dem Kräuterlikör im „Killepitsch“, dem „Samtkragen“ (Korn mit Kräuterschnaps) und natürlich mit einer reichhaltigen Auswahl an Altbiervariationen. Die Tour führte uns in abenteuerliche Kneipen mit ebenso abenteuerlichen Namen wie das „Schaukelstühlchen“ und den „Hühnerstall“, einer skurrilen Kaschemme mit sehr wenig Platz, feierlaunigem Publikum und einem dicken Wirt mit musikalischen Geschmacksverwirrungen. Der Junggeselle hatte seinem immer breiter werdenden Grinsen nach zu urteilen offensichtlich einen Riesenspaß, der mit abnehmendem Blutpegel im Alkohol immer größer wurde. Nach einigen weiteren Kneipen machten wir noch Rast bei einer Pizzeria, die mit herrlich fettig triefenden Teigfladen dafür sorgte, dass wieder ein solides Fundament für die flüssige Nahrung vorhanden war. Doch auch der schönste Abend muss schließlich mal zu Ende gehen, und nach einem letzten Salmiak-Schnaps begaben wir uns dann mit zwei Taxen zurück in die Ulmensche Residenz in der Ackerstraße. Da bekanntlich nichts auf der Welt so laut ist wie angetrunkene Kerle, die versuchen, leise zu sein, war Anne natürlich längst wach. Am nächsten Morgen gab es dann noch ein gemeinsames Frühstück mit viel Kaffee. Es war ein überaus spaßiger Junggesellenabschied, dessen Andenken uns in Form von bunt schillernden Hämatomen noch einige Tage lang begleiteten. |
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